HemoSurf - Hämatologische Labortechnik
Manuelle und maschinelle Zellzählung

Genauigkeit und Richtigkeit von Messmethoden

Um die Leistungsfähigkeit einer Analyse zu beschreiben, haben in der Labormedizin zwei Begriffe grosse Bedeutung:

Die Bedeutung dieser Begriffe kann anhand von Zielscheiben erläutert werden:

Hohe Richtigkeit + Genauigkeit
= idealer Test

Der ideale Test besitzt eine hohe Richtigkeit und eine hohe Genauigkeit.
Bei wiederholter Durchführung des Tests entspricht der Mittelwert der Resultate dem echten Wert (hohe Richtigkeit).
Die Streuung der einzelnen Messresultate ist dabei minimal (hohe Genauigkeit).

Hohe Richtigkeit
+ mässige Genauigkeit
= zufälliger Fehler

Bei wiederholter Durchführung des Tests entspricht der Mittelwert der Resultate dem echten Wert (hohe Richtigkeit).
Die Streuung der einzelnen Messresultate ist aber gross (ungenügende Genauigkeit).

Ungenügende Richtigkeit
+ hohe Genauigkeit
= systematischer Fehler

Bei wiederholter Durchführung des Tests entspricht der Mittelwert der Resultate nicht dem echten Wert (ungenügende Richtigkeit).
Die Streuung der einzelnen Messresultate ist minimal (hohe Messgenauigkeit).
Diese Konstellation nennt man Systematischen Fehler.

Tiefe Richtigkeit
+ tiefe Genauigkeit
= unbrauchbarer Test

Die Resultate bei wiederholter Messung streuen stark (ungenügende Genauigkeit).
Zudem stimmt der Mittelwert der Messungen nicht mit dem echten Wert überein (ungenügende Richtigkeit).
Ein solcher Test ist unbrauchbar.

Mit Genauigkeit ist somit gemeint, dass ein Test mit einer bestimmten Probe immer das gleiche Resultat liefert (hohe Reproduzierbarkeit) und der zufällige Fehler (engl. random error) klein ist. Richtigkeit hingegen meint, dass der Test ein Ergebnis liefert, das bei wiederholter Messung genau dem echten Wert entspricht. Der systematische Fehler (engl. bias) ist klein.

Die Bedeutung von "Richtigkeit" und "Genauigkeit" kann gut am Beispiel der visuellen und maschinellen Blutbild-Differenzierung veranschaulicht werden. Die maschinelle Differenzierung liefert aufgrund der grossen Zahl analysierter Zellen sehr genaue (reproduzierbare) Werte. Bei schwierigen Blutproben (akute Leukämie mit Blasten) kann das Gerät die Zellen aber falsch einteilen. Es liegt ein systematischer Fehler, d.h. ein unrichtiges Resultat vor. Da bei der visuellen Differenzierung nur 200 Zellen beurteilt werden, ist die Streuung naturgemäss sehr gross. Das Resultat ist, obwohl richtig, sehr ungenau.