Definition:
Das Wort "Anämie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet fehlendes Blut. Anämie wird als eine unter die Norm abgesunkene Hämoglobinkonzentration definiert. Die untere Normgrenze beträgt 135 g/L bei Männern und 120 g/L bei Frauen. Primär gilt es, eine Pseudoanämie, bzw. relative Anämie (verminderte Hämoglobinkonzentration als Folge eines erhöhten Plasmavolumens) von einer echten, bzw. absoluten Anämie (verminderte Hämoglobinkonzentration bei normalem Plasmavolumen) abzugrenzen. Die relative Anämie wird typischerweise in der Schwangerschaft (zusätzlich besteht meist Eisenmangel) und bei Hyperinfusion (Infusion von zu grossen Flüssigkeitsmengen) beobachtet.
Einteilung:
Man kann Anämien sowohl auf Grund morphologischer (Erythrozytenindizes) als auch pathophysiologischer/ätiologischer Kriterien einteilen.
Einteilung aufgrund der Erythrozytenindizes | ||
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| mikrozytär-hypochrom | Eisenmangelanämie Thalassämie | | normozytär-normochrom | kurzfristiger Blutverlust Begleitanämie, renale Anämie Hämolyse (z.T. makrozytär) Knochenmarkinfiltration |
| makrozytär | Megaloblastäre Anämie |
Einteilung auf Grund der Pathophysiologie/Ätiologie | ||
Blutverlust oder gesteigerter Zelluntergang
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Verminderte bzw. ineffektive Produktion
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Klinisches Bild:
Symptome werden durch die Hypoxie im Rahmen derverminderten Hämoglobinkonzentration verursacht. Typische Symptome einer Anämie sind Schwäche, Müdigkeit undLeistungsintoleranz bis hin zur Anstrengungs- oder sogar Ruhedyspnoe. Die Blässe der Haut ist Folge einer Vasokonstriktion, die bewirkt, dass das Blut sauerstoffabhängigeren Organen zugeführt wird. Eine kardiale Überaktivität verursacht Palpitationen, Tachykardie und Herzgeräusche.
Schweregrad der Anämie:
Der Schweregrad einer Anämie ist relativ und hängt einerseits vom Gesamtgesundheitszustand und den Begleitkrankheiten eines Patienten und andererseits von der Dauer der Anämie (Adaptation) ab. Akut aufgetretene Anämien (z.B. Blutungen oder Hämolyse) führen zu ausgeprägteren Symptomen als über längere Zeit sich entwickelnde Anämien (z.B. Begleitanämie). Bei einem ansonsten gesunden Menschen kann von folgender grober Einteilung ausgegangen werden:
Leichte Anämie (Grad 1): | Hb >100 g/l | Beschwerden nur bei ausserordentlicher Anstrengung |
Mittelschwere Anämie (Grad 2): | Hb 80 – 100 g/l | Milde Beschwerden in Ruhe |
Schwere Anämie (Grad 3): | Hb 60 – 80 g/l | Ausgeprägte Symptome in Ruhe |
Lebensbedrohliche Anämie (Grad 4): | Hb <60 g/l |
Hämatologie:
Die verschiedenen Anämieformen präsentieren sich z.T. recht spezifisch im peripheren Blutbild, so dass oft schon hier die Diagnose gestellt werden kann. Diese muss aber durch gezielte Zusatzuntersuchungen noch bestätigt werden. Zudem muss die Ursache der Anämie geklärt werden.